Montag, 21. Oktober 2013

Traumdeutung Religion und Dämon

Anonym hat gesagt...
Lieber Herr Schaudinnus, auf der Suche nach einer Traumdeutung bin ich auf Ihren Blog gestoßen und würde mich sehr freuen, wenn sie mir meinen Traum etwas näher deuten.

Ich sitze mit meinem Mann und einer Freundin im Kreis auf dem Boden einer Kirche, Marmorstein mit Mustern. Die beiden lachen und machen sich über Religion lustig. Da kommt der Priester. Er ist jung und gutaussehend und ärgert sich über uns.
Er verweist uns der Kirche. Ich fühle mich aber zu Unrecht herausgeworfen, da ich nicht gelacht habe.
Also stehe ich auf, wehre mich verbal und sage ganz entschieden, dass ich nichts damit zutun habe und er so nicht mit mir reden soll. Mein Mann und die Freundin sind nicht mehr da. Ich diskutiere mit dem Priester und mir fällt auf, dass er gut aussieht. Da sich das Gespräch hinzieht, bekomme ich ein schlechtes Gefühl - ich habe Angst, dass mein Mann denkt, ich flirte mit dem Priester. Obwohl es immer noch eine Kirche ist, in der wir uns befinden, ist es aber vom Aussehen her das Haus meiner Großmutter.
Es ist ein großes Herrenhaus. Wir befinden uns im Vestibül auf der Empore am Geländer in der Nähe der Treppe. Während wir reden merke ich, dass ein Dämon von mir Besitz ergreift und mich nach unten reißen will. Ich versuche mich am Geländer festzuhalten.
Was der Priester tut, kann ich nicht sehen. Mein Mann ist aber zurück und will helfen, es geht aber nicht. Ich werde nach unten durch die Geländerstäbe gerissen und lande im Keller zwei Stockwerke tiefer.
Es ist alles dunkel, nur ein Lichtschein fällt auf meine kleine Tochter, die dort liegt. (Ich bin vor drei Monaten Mutter geworden.) Sie lächelt mich an, doch dabei verändert sich ihr Gesicht und es bleibt ein Totenschädel übrig.
Ich vermute, der Traum hat viel mit Verlustängsten zutun. Allerdings sind es so viele Symbole und so viele Ebenen, dass ich da alleine etwas überfordert bin. Für Ihre Hilfe wäre ich sehr dankbar. Herzliche Grüße, K.

Hallo K.
Ein wirklich vielschichtiger Traum! Ich werde einmal versuchen, die mir wichtig erscheinenden Elemente heraus zu suchen.

Sie sitzen zu dritt auf dem Boden einer Kirche, das ist kein Kreis, sondern ein Dreieck! Die religiöse Bedeutung im Christentum ist klar, Vater, Sohn und Heiliger Geist, das Auge Gottes, die Vorsehung, usw.
Darüber hinaus steht es in den alten Traditionen für die Kraft des Südens, das Vertrauen, die Unschuld des Kindes, unseres inneren Kindes, das Wasser und die Gefühle, um nur einige zu nennen.
Ihr Mann und die Freundinn machen sich darüber lustig! Eine Dreiecksbeziehung?
Oder doch viel tiefgründiger wäre doch die Gretchenfrage zu stellen!

Wiki sagt dazu: "Die Gretchenfrage bezeichnet eine direkte, an den Kern eines Problems gehende Frage, die die wahren Absichten des Gefragten entlarven soll. Sie ist dem Gefragten meistens unangenehm, da sie ein Bekenntnis verlangt, um das dieser sich bisher herumgedrückt hat."

Sie verwehren sich gegenüber dem Priester dagegen, legen also ein Bekenntnis ab! Sie "flirten" mit dem Priester, einem gut aussehenden Mann, ein Hinweis auf die Attraktivität der Religion für sie, die ihr Mann offensichtlich nicht teilt.

Also stellt sich die Frage, an wen ist die Gretchenfrage gerichtet?
Offensichtlich doch an SIE!

Die Kirche wird zum Herrenhaus der Großmutter, das "Haus des Herrn"?
Die Ahnen tauchen auf und eine Leiche im Keller! Es gibt diese wohl in jeder Familie, in ihrem Traum scheint die Leiche im Keller allerdings eine religiöse Ausprägung zu haben.
Ein Dämon ergreift Besitz von ihnen. Was ist ein Dämon?
Dort wo wir nicht sind, in uns selbst, dort werden wir besetzt. Dort wo Sie nicht in sich sind, sitzt ein Dämon, ein Wesen, das aus Selbstzweifeln besteht, Energie raubt und den Weg für Krankheiten bereitet.

In den schamanischen Kulturen ist diese Ansicht auch heute noch vorhanden. Die Krankheit wird ausgesaugt, der Dämon ausgesaugt, damit der Patient wieder Bewußtheit an diese Stelle, in dieses Organ bringen kann.
Das alles geschieht im Haus der Großmutter! Es geht auch um die Ahnen, um das Vermächtnis der Familie. Was ist im "Herrenhaus"geschehen?
Der Dämon zwingt sie dazu, in die tiefen Schichten der Familienhistorie vorzudringen. Der Dämon ist stärker als ihr Mann. Wie man so sagt: Blut ist dicker als Wasser!
Der Dämon sitzt dort, wo sie nicht sind, wo ihr Bewusstsein nicht hinschauen will oder kann oder soll!
Das Licht des Bewusstseins in ihrem Traum strahlt auf das Baby, durch das Baby kommt Bewusstheit in ein altes Tabu im Keller der Ahnen.
Übrigens, das Baby ist in ihrem Traum 3 Monate alt! Ein nochmaliger Hinweis auf die 3.

(Noch eine kleine Zahlenspielerei.
Sie sind zu dritt in der Kirche (siehe oben), es geht um Gefühle, das innere Kind. Zwei lachen darüber, aber der vierte, der Priester findet das gar nicht lustig! Als 4 vertritt er das Denken, die Rationalität.
Die 3 hat eine innere Spannung, da 2 sich absondern und das Prinzip der 3, die Gefühle (auch religiöser Art) verlachen, die 4 verweist sie aus den heiligen Hallen zurück in die Profanität des Alltags, doch die 1, sie selber begehrt auf und legt ein Bekenntnis ab.)

Ihr Kind, die Geburt hat ein Bewusstsein in ihnen geöffnet, das noch nicht wirklich klar ist. Der Traum fordert ein Bekenntnis, welches die Familiengeschichte etwas durcheinander bringen kann. Der Dämon muss ausgetrieben werden und das geschieht, indem Sie Bewusstheit in eine verborgene Sache bringen. Im Zusammenhang des Traumes wohl ein religiöses Bewusstsein.

Sie schreiben:"Ich vermute, der Traum hat viel mit Verlustängsten zu tun."
Ihre Einschätzung des Traumes ist natürlich letztlich die Einzige, die zählt, ich denke allerdings, es geht nicht um Verlustängste, es geht nicht um das Baby. Das Baby bringt "lediglich" das Licht IHRES Bewusstseins in den Keller der Familiengeschichte und erleuchtet auch ihre persönliche Einstellung zum Glauben.
Ich denke, sie sind einigermassen bewandert in psychologischen/psychotherapeutischen Denkweisen. Vielleicht hilft eine Familienaufstellung etwas Licht in den Keller zu bringen.

Ich allerdings würde Ihnen gerne die Gretchenfrage stellen! Wie fällt die Antwort aus?










3 Kommentare:

  1. Hallo Bernd,

    ich habe heute Nacht ein Bild vor Augen gehabt. Also nicht direkt ein Traum. Vielleicht war es Teil von einem Traum von dem ich nur das Bild in Erinnerung habe.

    Es war eine Schlange, die sich in den Schwanz beisst. Die Schlange war weiss, der Rand schwarz.

    Ich hatte vor dem Schlafengehen einen kleinen Krach mit meinem Mann und hatte damit wohl sehr zu tun.

    Kannst du mir was über die Bedeutung sagen?

    LG w50

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  2. Lieber Bernd,

    vielen Dank für Ihre Hilfe! Ich musste erst einmal ein paar Tage in mich gehen, um alles für mich noch einmal zu überprüfen, das mir zu Ihrer Deutung einfiel - es war auch eine ganze Menge. (In psychologischen/psychotherapeutischen Dingen bin ich übrigens so bewandert, wie die meisten KünstlerInnen, zumindest glaube ich das.)

    Zunächst einmal ist alles, was Sie schreiben sehr konkret. Zuerst war ich verwundert, dann ging mir aber auf, das es tatsächlich sehr viel Konkretes in dem Traum gibt.

    Ich fange mit der Gretchenfrage an, da musste ich nämlich schmunzeln. Die hat mein Mann mir noch am Abend unseres Kennenlernens vor ein paar Jahren gestellt. Er verwendete tatsächlich das Wort Gretchenfrage und zitierte Faust. "Wie hältst Du's mit der Religion?" Ich bejahte. Selbst wenn ich keine Kirchgängerin bin, habe ich mich mit Anfang 20 noch nachträglich firmen lassen, um die Frage für mich auch symbolisch zu einem Ende zu bringen. Mein Mann ist evangelisch getauft, allerdings schon lange bevor ich ihn kennenlernte aus der Kirch ausgetreten.

    Bevor ich den Traum hatte, sprachen mein Mann und ich darüber, unsere Tochter taufen zu lassen. Für ihn müsste es eigentlich überhaupt nicht sein, und wenn ich schon Wert darauf lege, dann aber nicht katholisch, sondern evangelisch. Das war zumindest der Tenor unseres Gesprächs. (Es war auch gar kein Streit, alles ganz nüchtern und rational, soweit etwas in Glaubensfragen rational sein kann.) Das würde für mich zumindest den Verweis auf meine Tochter im Traum erklären - immerhin geht es auch um sie. Genauso die Freundin könnte damit in Zusammenhang stehen. Sie ist zwar nicht religiös, aber sie hat uns seit unsere Tochter da ist sehr geholfen und wir überlegten dieser Tage, ob wir sie nicht zur Patin machen sollten.

    Das Haus meiner Großeltern erklärt sich im Zuge dieser Thematik auch ganz von alleine; denn meine Eltern haben mich zwar katholisch taufen lassen und auch auf Kommunion bestanden, aber wir sind bis auf Weihnachten nie in die Kirche gegangen. Der eigentliche Ausschlag kommt von meinen Großeltern. Und da gab es viele Jahre auch nichts zu diskutieren, wenn ich von Samstag auf Sonntag bei ihnen übernachtet habe in der Kindheit. Da war der Sonntagsgottesdienst Pflicht.

    Der "Zwang" zur Religion in unserer Familie ist wohl bei den Kindern meiner Großeltern nicht unbedingt so gut angekommen. Mein Vater sprach jüngst davon, aus der Kirche auszutreten. Allerdings hat er wohl keine Lust seine Eltern zu verärgern dadurch, denn er sagte auch, er wolle warten bis beide nicht mehr lebten. Vielleicht ist das die Leiche im Keller. Ein ungesundes Verhältnis zur Bedeutung von Religion.

    Es war sehr spannend über diese ganzen Dinge noch einmal nachzudenken. Die Taufe unserer Tochter liegt im Moment wegen dringender Sachen erst einmal auf Eis. Aber es lohnt sich bestimmt, noch einmal alles genau zu überprüfen, das mit dieser Sache in Verbindung steht.

    Vielen herzlichen Dank! Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

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  3. Hallo,

    Ich wende mich nun zum zweiten Mal an Sie, da mich der Traum letzten Nacht sehr verunsichert.

    Bevor ich schlafen gefangen bin, habe ich zu Gott gebetet, er solle mir ein Zeichen geben, ob ich bereits dieses Jahr die Elternzeit beenden und arbeiten gehen soll, oder erst nächstes Jahr.

    Nun der Traum:

    Ich stehe auf Wolken und sehe einen alten Mann mit grauen langen Haaren und Bart in einem weißen Gewand (Gott?) vor mir stehen. Er lacht laut und hebt euphorisch seine Arme nach oben. Dann sehe ich nach unten und sehe unter uns die Erde und die Menschheit. Es ist alles grau, die Menschen schreien, Häuser stürzen ein,eine Naturkatastrophe folgt der nächsten. Ein grauenhaftes Bild!

    Ich sah nun meinen Körper an und hörte während dessen den Mann sagen: (so ungefähr): " es ist nicht von Bedeutung wie du dich entscheidest, du wirst vergehen (oder verwelken) - es ist tief in dir drin"

    Danach bin ich aufgewacht. Ich bin total entsetzt. Ich würde dem Traum keine Bedeutung schenken, da ich Gott aber um ein zeichen gebeten habe und ich so eine negative "Antwort" erhalten habe, bin ich total panisch.

    Ich deute den Satz des Mannes so: es ist egal ob ich jetzt oder nächstes Jahr arbeiten gehe, ich werde so oder so sterben, an einer Krankheit ("tief in dir drin")

    Ich muss dazu sagen, dass ich mit den Thema Tod nicht klarkomme, ich habe sehr oft Angst zu sterben und meine Tochter zurück zulassen. Ich bete oft zu Gott und bitte ihn, dass mir nichts passieren soll wegen meiner Tochter.

    War dies wirklich die Antwort auf mein Gebet? Eine Warnung?

    Was mich noch sehr verwundert hat, war dieses Auslachen, dass den sterbenden Menschen unter uns galt. In diesem Traum war Gott "grausam" den Menschen gegenüber. Für mich bedeutet meine Religion Liebe und Hoffnung und dann sowas zu träumen war erschreckend !

    Ich hoffe sie können mir einigermaßen folgen.
    Ich bedanke mich für Ihre Zeit!


    P.S.: mein letzter Eintrag war dieser hier, vielleicht sehen sie darin eine Gemeinsamkeit?

    http://online-traumdeutung.blogspot.de/2013/12/traumdeutung-die-warnung-gottes.html?m=1

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